Newsletter zum Jahresbeginn 2018
„Ich habe keine Angst vor einer Überfremdung von außen, wohl aber vor einer Entmenschlichung von innen“
Bischof Dr. Gerhard Feige vom Bistum Magdeburg, im Rahmen des Forums „Gegen den Hass“ am 29. Und 30. September 2017 in Magdeburg.
Liebe Mitglieder, Förderer und Interessierte unseres VKM,
Veränderungen prägen unser gesamtes Leben und bedeuten immer eine Entwicklung, welche sich den aktuellen Bedürfnissen oder Umfeld-Bedingungen anpasst…... sowohl im privatem, als auch im gesellschaftlichem Bereich. Wenn ich ein neues Hobby entdecke, wird entsprechendes Equipment angeschafft und meine bisherigen Interessen und Ansichten werden ein wenig verschoben, ebenso teile ich das Hobby meistens mit neuen Bekannten. Obwohl ich weiß, dass für meine alten Freizeitinteressen nun weniger Zeit zur Verfügung steht und sich auch mein Bekanntenkreis langfristig ändern wird, freue ich mich auf die Veränderung und treibe Selbige sogar voran. Etwas schwieriger ist so eine Veränderung schon, wenn mein Chef mir morgen einen anderen Aufgabenbereich im Unternehmen zuteilt, weil sich die Umfeld-Bedingungen im Unternehmen geändert haben. Da ich aber weiß, dass diese Veränderung sein muss und ich mit meinem Arbeitgeber zufrieden bin, werde ich mich schon irgendwie arrangieren und nach ein paar Tagen feststellen, dass mein Arbeitsumfeld keineswegs schlechter ist als vorher. In allen Tätigkeitsbereichen der Behindertenhilfe hatten wir mit Beginn des Jahres 2017 die ersten Veränderungen im Zusammenhang mit dem BundesTeilHabeGesetz (BTHG) und ab Januar 2018 geht es stufenweise mit der Umsetzung der gesetzlichen Forderungen weiter. Bevor wir als Fachkräfte in der Betreuung von Menschen mit Unterstützungsbedarf nun Angst vor dem haben was da kommen mag, sollten wir bedenken, dass die Veränderungen mehr Zufriedenheit für unsere Klienten bedeuten wird und dies auch unserem eigenen Wohlbefinden zu Gute kommt. Wir sollten den Prozess allerdings gemeinsam gestalten und statt Selbigen als aufgezwungen zu empfinden, sollten wir das Potential an Chancen, welches diese gesetzlich verordnete Veränderung bietet, erkennen und nutzen.
Im neuen Jahr sollte aber auch die Zufriedenheit von uns Mitarbeitenden im Focus stehen. Sie werden es kaum glauben, es gibt eine sehr kleine Lohnerhöhung von 2.1%, wobei auch die KZVK und EZVK Beteiligung steigt. Neues Jahr, neues Glück, die Arbeitsrechtskommission für die Diakonie Deutschland wird jetzt neu besetzt, ein Zeichen dafür, dass der Dritte Weg noch lange nicht ausgedient hat, des weiteren soll das Kirchengesetz über Mitarbeitervertretungen überarbeitet werden. Es gibt eine Empfehlungen von der Diakonie Deutschland, in Firmen ab 500 Mitarbeitern einen MAV-Vertreter mit in den Aufsichtsrat zu holen.
Wir als VKM – EKM e.V. werden unsere Ziele nicht aus den Augen verlieren, es muss möglich sein das alle Diakonischen Firmen den Dritten Weg konsequent anwenden. Assoziierte Mitglieder müssen ihre Außenseiter-Rolle aufgeben, ihren dort Angestellten Mitarbeitenden ordentliche, menschenwürdige Gehälter bezahlen und Arbeitsbedingungen schaffen die der Diakonie würdig erscheinen. Niemand konnte uns bisher nur halbwegs begründen warum eine Krankenschwester in einer Sozialstation bei einem Assoziierten Mitglied knapp 600,- € weniger verdient als in der AVR DW EKM. Wir werden weiter die Finger in die Wunden legen, notfalls auch sehr öffentlich. In diesem Sinne lassen Sie uns das neue Jahr beginnen mit sehr viel Engagement, Ehrgeiz und den Willen etwas in Gang zu setzen, damit die Zufriedenheit aller Mitarbeitenden und unserer Klienten wirklich besser wird, im Jahr 2018.
Wenn diakonische Einrichtungen auf Grund zu hoher Personalkosten, in vielen Kommunen die Ausschreibungen in der Flüchtlingsbetreuung verlieren, sollten wir uns überlegen mit welchem Engagement und Wertegefühl die Betreuungsleistungen von anderen Anbietern erbracht werden können. Da ist es auch politische Blendung, in der Öffentlichkeit für Integration zu werben, aber dann auf Grund verordneter Sparzwänge aus den elementar wichtigen Schnittstellen zwischen integrationswilliger Gesellschaft und Zuwanderern, einfache Flüchtlings-Versorgungsstellen zu machen. Diakonie ist nicht grundsätzlich teurer, sondern auf Grund flächendeckender Vernetzung in allen Gesellschaftsbereichen, in Ergänzung mit gut bezahlten, motivierten Mitarbeitern, leisten wir einfach mehr.
Wenn also Bischof Dr. Gerhard Feige, vollkommen berechtigte Angst vor einer Entmenschlichung von innen hat, so sollten wir auch benennen, von welchen Seiten die möglichen Lösungen der gesellschaftlichen Herausforderungen blockiert werden und den Weg verlassen, unsere eigene Arbeitsleistung an einen Dumpingmarkt anzupassen.
Dieselben Sparzwänge, welche wir bereits in der Flüchtlingshilfe, der Altenhilfe und der Pflegebranche haben, werden im Zuge des BTHG auch in der Behindertenhilfe suggeriert. Dies ist allerdings ein Irrweg, denn wenn mehr Personenzentrierung und Individualität gefordert wird, kann die erbrachte Leistung bei gleichbleibender Fachlichkeit nur teurer werden.
Der englische Sozialphilosoph und Schriftsteller John Ruskin hat schon im ausklingendem 19.Jahrhundert festgestellt, dass es nicht möglich ist, die qualitativ gleichwertige Leistung für einen geringeren Preis zu bekommen.
Wünschen wir also unseren Dienstgebern ein geschicktes Händchen bei den Kostensatzverhandlungen im neuen Jahr und wir wünschen weiterhin ausreichend Selbstbewusstsein, für gute Arbeit auch gutes Geld zu verlangen.
Es grüßen Sie herzlichst,
Robert Brandt und Markus Böttcher